Die Schrift ist als Beispiel für das entworfen worden, was der Autor, von Jaspers beeinflußt, „Situationsgeschichte“ nennt, also die Veranschaulichung eines Ereignisses durch Darstellung aller den Gegenstand berührenden Klein- oder Einzelereignisse. Der Leser soll sich wie in einem 3D-Film als zunächst unbeteiligter Beobachter mitten ins Geschehen hineinversetzt fühlen und die Vorgänge auch mental begreifen lernen, ohne zu einer Wertung gedrängt zu werden, die sich in der Regel aus der Beweiskraft des Ereignisses ohnehin erübrigt.
Das Thema Großer Musikpreis von Nordrhein-Westfalen (1952–1968) bot sich vor allem anderen dazu an. Der Autor hat seit 1954 als Musikkritiker am Kölner Stadt-Anzeiger die wechselvolle Geschichte des Preises aktiv begleitet und er war 1965 selbst Juror im Vergabegremium. Als Beteiligter und Betroffener ist er überdies im Besitz bislang unbekannter zeitgenössischer Aufzeichnungen, zu denen Protokoll-Niederschriften und briefliche Nachlässe ebenso gehören wie authentische Tagebucheintragungen, die nicht nach Zeitzeugenart die Zeitzonen verschieben.
Im Mittelpunkt des sich entfaltenden Dramas stehen Frank Martin, Bernd Alois Zimmermann, Krzysztof Penderecki und, wie nicht anders zu erwarten, Karlheinz Stockhausen, der 1960 ein unwilliger, 1965 ein ungewollter, 1968 ein letzter Musikpreisträger wurde.
Der AutorProf. Dr. Helmut Kirchmeyer, geb. 1930, ist Musikwissenschaftler, Philologe und Historiker. 1954 Promotion zu Igor Strawinsky an der Universität Köln. 1960–1982 Lehrauftrag für Musikwissenschaft an der RWTH Aachen. Zugleich 1961–1995 Lehrauftrag für musikwissenschaftliche Fachbibliographie und Wissenschaftskunde am Bibliothekar-Lehrinstitut des Landes Nordrhein-Westfalen (später FH Köln). Ab 1966 Lehrbeauftragter, 1970–1972 Planstelleninhaber für Musikwissenschaft an der Rheinischen Musikschule Köln. 1972 Direktor des Robert-Schumann-Konservatoriums Düsseldorf. 1973 Dekan des Robert-Schumann-Instituts Düsseldorf. 1987–1995 Gründungsrektor der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. 1982 Habilitation an der Universität Düsseldorf als Privatdozent für Musik- und musikbezogene Medien-Wissenschaft. Auszeichnungen: Richard-Wagner-Medaille der Stadt Bayreuth (1975), Bundesverdienstkreuz am Bande (1985), Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (1992), Komthurkreuz des Gregorius-Ordens (1995), Bundesverdienstkreuz Erster Klasse (1998), Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold (2006).
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