Das Unglück der Macht

Rothacher, Albrecht

Das Unglück der Macht

Frankreichs Präsidenten von de Gaulle bis Macron

Bestell-Nr 3959
ISBN 978-3-8305-3959-9
erschienen 27.11.2019
Format kartoniert
Umfang 613 S.
Gewicht 995 g
Preis 49,00
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Frankreichs zentralisierte Präsidialmacht – dereinst von de Gaulle geschaffen – stellt als Ersatz-Wahlmonarchie ein dreifaches Unglück dar:

- Für das Land an sich, das durch die Abhängigkeit des Präsidenten von seiner Popularität und die Angst vor Streiks nahezu unreformierbar ist,
- für die Verwaltung des Zentralstaates, der an der Spitze Dreifachstrukturen zugemutet werden,
- und für die Präsidenten selbst, die in ihrer Rolle als Ersatzmonarchen notgedrungen enttäuschen müssen.

Albrecht Rothacher schildert das „Unglück der Macht“ in der V. Republik anhand der Biografien ihrer Präsidenten von Charles de Gaulle bis Emmanuel Macron. So entsteht ein anschauliches Kompendium der neueren französischen Zeitgeschichte, das den Leser zugleich ins politische Paris einführt: Von Entscheidungsstrukturen und Akteuren bis hin zu den vorherrschende Interessen, Sitten und Gebräuchen vermittelt Rothacher wichtige Erkenntnisse über Deutschlands größtes Nachbarland, das man hierzulande häufig noch wenig versteht.

Aus dem Inhalt
Schwächen und Stärken des Präsidialsystems | Die familiäre und politische Sozialisation | Sichtbarkeit und Öffentlichkeit | Das Leben und Leiden im Élysée | Präsidiale Programme und ihre Schwierigkeiten | Das Geld der Präsidenten | Erste Damen | Die Präsidentenkinder | Die Hölle des Matignon | Das bittere Ende | Die Biographien
Der Autor
Dr. Albrecht Rothacher, geb. 1955, sozialwissenschaftliches Studium in Berlin, Konstanz, Bridgeport/Yale (USA), London, Florenz und Tokyo. Seit 1984 im Europäischen Auswärtigen Dienst, u. a. auf Posten in Wien, Singapur und Tokyo. 2013–2015 Austauschdiplomat im Pariser Außenministerium.

Interview mit dem Autor
1) Was hat Sie an diesem Thema gereizt?
Ich saß zwei Jahre lang ziemlich beschäftigungslos im französischen Außenministerium. Da habe ich mich gefragt: Wie fallen Entscheidungen wirklich? Wie tickt die Machtelite in Paris? Dann hatte ich das Glück, in Paris den Präsidentenwahlkampf von 2017 zu erleben: Wie Hollandes Élysée die Kandidatur des Favoriten François Fillon abschoß und wie Macron aus dem Nichts alle ausstach.

2) Gibt es ein „Unglück der Macht“ auch in Deutschland?
Durch die extreme Zentralisierung der Macht in Frankreich im Élysée – ebenso wie im Weißen Haus oder im Kreml – sind die Dysfunktionen der politischen Entscheidungsfindungen dort unübersehbar. Aber auch in Deutschland wird die politische Elite mittlerweile von narzisstischen Charakteren geprägt, die vom Leben und den Sorgen der Bevölkerung weitgehend abgekoppelt sind.

3) Wem empfehlen Sie das Buch?
Leider liest die deutsche politische Klasse (von wenigen löblichen Ausnahmen abgesehen) nicht – im Gegensatz zu der französischen! Wer an unserem wichtigsten bilateralen Partner interessiert ist, kommt um die Lektüre wohl nicht herum. Das Buch hat einen höheren Erkenntnisgewinn als das sperrige politologische Normalmaß, das in Deutschland zur französischen Politik kurioserweise sehr dünn gesät ist.
Rezensionen
"Das Präsidialsystem sei bei aller gewichtigen Kritik daran trotzdem stabil, weil kaum jemand, auch die Wähler nicht, es ernsthaft modifizieren oder gar abschaffen möchten. Warum? [...] das Verdienst des rezensierten Buches besteht darin, den nachdenklichen Leser über die pittoresken Anekdoten hinweg für solche Fragen zu sensibilisieren."
– Bernd Rill, Politische Studien 491, 2020

"Der Fachkenner wird sich an vielen anregenden Beobachtungen erfreuen und manche Präsidentenbiografien – wie etwa das ebenso kritische wie zutreffende Porträt Emmanuel Macrons – mit Genuss lesen."
– Matthias Waechter, H-Soz-Kult, 16.06.2021