Karl-Eduard von Schnitzler (1918–2001) war als Autor und Moderator der Agitationssendung Der Schwarze Kanal eine der am meisten verachteten Gallionsfiguren des SED-Staates. So widmete beispielsweise Wolf Biermann ihm neben Egon Krenz und Erich Mielke eine eigene Strophe in seiner „Ballade von den verdorbenen Greisen“.
Von Schnitzlers Biografie zeigt jedoch auch bemerkenswerte Schattierungen und Widersprüche – am auffälligsten sicherlich der Gegensatz zwischen dem oftmals geradezu geifernden Eintreten für den „realen Sozialismus“ und seinem großbürgerlichen, dem „kapitalistischen“ Konsum durchaus aufgeschlossenen Lebensstil.
Gunter Holzweißig, Autor zahlreicher Veröffentlichungen über die DDR und bester Kenner des DDR-Medienwesens, geht in seiner biografischen Skizze den Lebensstationen Schnitzlers nach. Er zeichnet das facettenreiche Bild eines Agitators, der von seiner Eitelkeit und einem kaum stillbaren Geltungshunger mindestens ebenso getrieben wurde wie von seinen Überzeugungen.
Dieses Buch enthält 4 s/w Fotos.
Der Autor
Dr. Gunter Holzweißig, geb. 1939, Studium der Zeitgeschichte, Politischen Wissenschaft und Publizistik an den Universitäten Hamburg und Edinburgh. 1967 Promotion an der Universität Hamburg. Forschungsschwerpunkt im Gesamtdeutschen Institut in Bonn und Berlin, in der Gesellschaft für Auswärtige Politik von 1969 bis 1991 DDR-Geschichte und Mediengeschichte. Lehrauftrag an der Universität Leipzig von 1994 bis 1998.
Rezensionen
"Manchmal tat man es sich gelegentlich an, im Ostfernsehen den mit Lust seinen Zynismus auslebenden Karl Eduard von Schnitzler und seine Sendung "Der schwarze Kanal" anzusehen. […] Und wenn man dann doch bald abschaltete, blieb die Neugier darauf, wer dieser Geselle eigentlich sei. Diese Neugier hat Holzweißig vorbildlich durch unverdrossene Archivstudien und andere Auswertungen befriedigt."
– Wolfgang Schuller, Fachbuchjournal, 4/2019
"Tatsächlich beruht das öffentliche Bild maßgeblich auf Darstellungen, die entweder von Schnitzler selbst stammen oder aus zeitgenössischen Meldungen der westlichen Boulevardpresse. [...] Umso mehr imponiert die Breite der Recherchen, die neben dem Bundesarchiv, dem Stasi-Unterlagen-Archiv und dem Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) auch Bestände im Landesarchiv Berlin, im Historischen Archiv des WDR sowie beim Verfassungsschutz umfasst hat."
– Christoph Classen, Rundfunk und Geschichte, 1-2/2020