Rudolf Lehmann (1891–1984), der führende Landeshistoriker der Niederlausitz, trug seit 1949 vom Landesarchiv Lübben aus als dessen Leiter durch seine archivischen Leistungen, seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen und seine wissenschaftsorganisatorischen Initiativen maßgeblich zur Wiederbelebung der brandenburgischen Landesgeschichtsforschung nach dem Zweiten Weltkrieg bei. Der bürgerliche Archivar und Historiker geriet dabei aber zunehmend in Konflikte mit dem SED-Staat um seine wissenschaftliche Freiheit und sah sich daher zuerst zum Rückzug vom Amt, später zur Übersiedlung in die Bundesrepublik gezwungen. Seine eindringlichen Tagebücher aus den Jahren 1945–1964 beleuchten darüber hinaus eindrucksvoll die Politik der frühen DDR zur gesellschaftlichen Durchsetzung der kommunistischen Diktatur.
Der editorische Sachkommentar und die Einleitung verhelfen zu einem vertieften Verständnis der Tagebucheinträge und ordnen ihre subjektiven Bekenntnisse in übergeordnete allgemein- und wissenschaftspolitische Zusammenhänge ein.
Dieses Buch enhält 9 s/w Fotos.
Der Herausgeber
Dr. Michael Gockel, geb. 1937, studierte Geschichte und Latein in Frankfurt/Main. 1969 Promotion an der Universität Marburg. 1968–1970 Referendariat (Assessor des Archivwesens). 1970 Forschungsstipendiat am Max-Planck-Institut für Geschichte, Göttingen. 1971–2002 Akademischer Rat/Oberrat am Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde in Marburg, Abteilung Forschungsstelle für geschichtliche Landeskunde Mitteldeutschlands.
Rezensionen
"Kein seriöser Heimatforscher oder Historiker kommt bei seiner aktuellen Befassung mit der kulturgeschichtlichen Vergangenheit der Lausitz ohne die Grundlagenwerke von Rudolf Lehmann aus. Umso spannender ist nun die einmalige Gelegenheit, mit den Tagebuchaufzeichnungen den Menschen Rudolf Lehmann mit seinen persönlichen Sichtweisen, Empfindungen und Bewertungen kennen zu lernen. [...]. Hat man die Tagebucheinträge erst einmal zu lesen begonnen, so will man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen."
– Rainer Aurig, Der Speicher, 19/2019
„Die Tagebücher sind ein lesenswertes Stück gesamtdeutscher Geschichte.“
– Vinzenz Czech, Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte 71 (2020)